Freitag, 22. Oktober 2010

Zauberhaftes Pfaffenhütchen

Vor einiger Zeit hat sich mein Freund Merlin ein Pfaffenhütchen ausgesucht und zu sich nach Hause geholt.

Das Bäumchen hat einen wunderschön gezeichneten Stamm auf einem unregelmäßigen aber interessanten Nebari und viel Verzweigung.












Den Umzug in eine Schale mit zum Stamm passender Glasur und einen Auslichtungsschnitt hat Merlin auch schon durchgeführt.   

Die restlichen Äste wurden auch sauber gedrahtet und schon mal etwas in Stellung gebracht.












Im Herbst zeigte sich dann eine schöne Färbung und zeugte von der guten Pflege über das Jahr. 
In diesem Stadium fiel mir das Bäumchen im Garten des Zauberers auf und ich verliebte mich in den Baum.
Mein Glück war, das das Bäumchen nicht groß genug ist um dauerhaft in Merlins Garten einen Platz zu bekommen und so machte mein Freund mir die Freude und überließ mir das Bäumchen!
Ein ganz liebes Dankeschön dafür! 








Als im April 2009 feststand das das Bäumchen den Winter gut überstanden hatte und sich anschickte auszutreiben, durfte es zu mir umziehen. (Letztes Bild beim Zauberer) 


Im Mai 2009 wurden die Spitzen der Trieben von mir etwas zurückgeschnitten damit das Pfaffenhütchen nicht ganz aus der Form wächst. 2 Monate später habe ich den Draht entfernt bevor die Gefahr bestand das dieser unschöne Abdrücke auf den Ästen hinterließ.
Das restliche Jahr verwendete ich darauf den Baum gut zu pflegen und seine Bedürfnisse kennenzulernen.
Den folgenden Winter verbrachte der Baum ohne besondere Vorkehrungen im Freien und hat es gut überstanden.




Der Austrieb im Frühjahr 2010 kam problemlos an allen Ästen. Zu Beginn der Wachstumsphase wurden dann die alten zurückgetrockneten Aststumpen der letzten beiden Jahre entfernt.
















2 Mankos fielen nun besonders auf. Einerseits die knubbligen Verdickungen an alten Schnittstellen an den Hauptästen







 und eine dicke fette Wurzel welche sich auf der eventuellen Vorderseite breit machte. (Hier Ansicht von links) Dieses Problem kann aber erst beim nächsten Umtopfen angegangen werden. Die Wurzel selbst wird als Besonderheit und persönliches Merkmal des Baumes bleiben, aber ein paar kleine Eingriffe werden wohl nötig sein.



Im April 2010 war der Baum dann voll mit wunderschönen Blüten.  
Allerdings fanden meine Spatzen die auch zum anbeissen und leider hatten sie innerhalb der nächsten 2 Monate alle bis auf eine einzige Blüte abgeknabbert!
Der Vorteil...in der Entwicklungsphase hat der Baum nicht seine Kraft in die Ausreifung der Samen gesteckt.....aber ein paar mehr für den Herbst hätten sie trotzdem übrig lassen können.





Bis Mai ist der Baum regelrecht im Austrieb explodiert.
Um eine weitere Feinverzweigung und Rückknospung zu erreichen wurden alle gut entwickelten Äste bis auf 2 oder 3 Blattpaare gekürzt, je nachdem wie sie gebraucht wurden und wo bereits weiter innen Knospen zu sehen waren. Nur an ein paar schwächeren und im Verhältnis noch zu dünnen Ästen im unteren Bereich wurde der ganze Austrieb belassen.












Kurze Zeit darauf zeigten sich bereits wieder neue feine Triebe und Anfang Juni wurde der Baum komplett neu gedrahtet und etwas umgestaltet.

















Im Oktober schaffte das Pfaffenhütchen vor den ersten Frostnächten noch ein paar schöne Farben auf die Blätter zu zaubern und zeigt auch sein letztes verbliebenes "Hütchen"





Das tiefe Rot haben die Blätter kurz darauf erreicht, aber nach 2 Nächten mit 6 Grad minus segelten die meisten im Herbststurm davon.


Für das kommende Frühjahr ist nun umtopfen geplant.
Auf den letzten Bildern ist ein kleiner Pfaffenhütchen-Benjamin zu sehen. Ein Überlebender des Spatzenangriffs 2009. Er wird dann vielleicht auch ein eigenes Schälchen bekommen.





Montag, 13. September 2010

Mugo als Literat

Ein verstorbener Freund von mir hat ungefähr 2006 eine kleine Mugo ausgegraben. Bei der Auflösung seiner Sammlung vor ca. 2 Jahren fand der damals recht dünne, fast langweilig aussehende und nur spärlich benadelte Baum keinen Abnehmer und bekam bei mir Asyl.
Innerhalb der Zeit in der die Kleine bei mir stand hat sie sich gut erholt und kräftig Zuwachs gebildet.
So langsam wird sie reif für eine erste Grundgestaltung.
Eine der Hauptfragen ist nun, was soll aus diesem Baum stilmäßig werden?


Als Nebari ist nur eine Stammverbreiterung ohne einzelne Wurzeln zu sehen welche stark nach einer Seite ausgeprägt ist.
Wie die Wurzeln weiter unten verlaufen wird sich erst beim Umtopfen in Zukunft zeigen, aber nach etwas kratzen scheinen sie radial in alle Richtungen zu gehen.

Diese einseitige Verbreiterung  schließt aber schon mal einige Stellungen als Vorderansicht aus. Zum Beispiel darf sie optisch weder direkt nach vorne, noch nach hinten zeigen.










Die Ansichtseite 1 zeigt uns einen nur leicht bewegten Stamm mit einer Astgabelung im oberen Bereich.

Der linke, dickere Ast geht in einem Knick ab und verläuft dann sehr steif und gerade, könnte aber noch gebogen werden.

Der rechte, etwas kürzere und geschwungene Ast geht in einem gefälligen Bogen ab was in meinen Augen besser zum unteren Stammverlauf mit den dezenten Biegungen paßt. Er geht zwar in dieser Ansicht nach hinten weg, kann aber ohne Probleme aufgerichtet werden. Auch von der Verjüngung her würde eine Gestaltung mit diesem Ast gut passen.

Fast in gleicher Höhe wie die Astgabelung ist noch ein Reststumpen eines ehemaligen 3. Astes zu sehen welchen ich  ganz entfernen werde da er auf der Innenseite der Biegung entspringt.




Von der rechten Seite ist zu sehen wie der schönere Ast nach
hinten abgeht.
















Von hinten gesehen, wobei diese Ansicht auch als Vorderseite in Frage käme. Entscheidet man sich für eine Gestaltung mit nur einem Ast und wählt dazu den kürzeren geschwungenen, so käme dieser hier dann auf den Betrachter zu, etwas aufgerichtet und es gibt ein stimmiges Bild.












Oder etwas weiter gedreht, wobei man sich hier auch eine Gestaltung mit nur dem jetzt rechten Ast vorstellen könnte.
















In dieser Ansicht hätte man auch die Option mit allem Grün zu arbeiten.
Den jetzt linken Ast nach unten holen und gewaltig in der Länge reduzieren und mit dem rechten Teil die Krone und obere Seitenäste aufbauen.
Fraglich ist, ob das für diesen relativ dünnen Stamm nicht eine zu schwere und mächtige Krone gibt.
Natürlich könnte man den ganzen Grünbereich auch sehr luftig und grazil aufbauen um einen stimmigen Gesamteindruck zu bekommen.








Würde man den dickeren, geraden Ast in die Gestaltung mit
einbeziehen müßte man an dessen oberen Ende aus der 3-er-
Gabelung den mittleren Ast als Spitze nach oben bringen.




















Oder man verzichtet zugunsten eines kleineren Baumes mit schönerer Verjüngung und gefälligen leichten Bewegungen auf den dickeren und am Ansatz (noch) geraden Ast total und arbeitet nur mit dem in der 1. Ansicht rechten Ast weiter.
Dabei würde der längere und steifer wirkende Ast dann wie der andere Stumpen entweder total entfernen werden oder es verbleibt nur ein kleiner Jin an dieser Stelle. 
Wäre der Stamm dann dort und knapp unterhalb davon noch zu dick könnte man das mit einem Shari vom Jin ausgehend etwas anpassen und schlanker gestalten.
Im Falle einer Gestaltung mit nur einem Ast würde ich den anderen vorerst aber nur etwas ausdünnen und noch zur Reserve stehen lassen bis der gestaltete Ast im nächsten Frühjahr zu erkennen gibt das er die Gestaltung gut überstanden hat.
Zugleich mit dem umtopfen und der Wurzelreduzierung würde ich dann den überflüssigen Ast entfernen und somit auch einen Ausgleich von reduzierter Wurzelmasse zu Grünbereich schaffen.


Die Grundfrage ist nun:
1. Variante: eine Gestaltung mit allem vorhandenen Ästen, wobei der Grünbereich locker wirken muß und nicht zu schwer werden darf?
2. Variante mit dem im Winkel abgehenden Ast indem man an dessen Spitze einen der 3 Äste nach oben holt und somit einen recht hohen Baum erhält?
3. Variante mit nur dem kürzeren, gut verjüngten und geschwungenen Ast? Es gäbe dabei einen harmonischeren Übergang von Stamm zum Hauptast, eine bessere Verjüngung, Fortsetzung der leichten Schwünge bis in die Spitze, genügend  Äste um eine Krone aufzubauen. Dabei würde die Krone für den dünnen Stamm nicht zu schwer werden und es entspräche am ehesten dem Bild eines Literaten.

Auf alle Fälle wird jetzt der 1. Schritt sein die alten und überflüssigen Nadeln und gänzlich unbrauchbare und abgestorbene Zweige zu entfernen.